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Anatomie-Praktikum

Germany | 5. Januar 2022

Die Anatomie ist ein Fach, das einem gleich am Anfang im Medizinstudium begegnen wird und einem ein ganzes Leben auf unterschiedlichste Weise begleitet.

Von Chiara Kopp

Anatomie-Praktikum

Anatomie-Praktikum

Wir hatten über drei Semester lang Vorlesungen zum Bewegungsapparat, den inneren Organen oder dem Nervensystem. Klar ist es nicht immer einfach, da es so viele neue Begriffe sind und das auch noch für viele in einer Fremdsprache. Ich persönlich fand aber, wenn man sich ein System überlegt hat, dass das Lernen der Anatomie nicht so schlimm ist, wie viele behaupten. Eher ist es schwierig gewesen sich die ganzen Strukturen aus Büchern und der Vorlesung so vorzustellen, wie sie in einem menschlichen Körper aufzufinden sind. Um dies zu lernen gibt es den Sezier- oder Präparierkurs. An jeder Universität wird er ein wenig anders abgehalten, was aber bleibt ist, dass an einem menschlichen Körperspender studiert wird. Ich verstehe, dass das viele ungewöhnlich finden, aber an einer Leiche kann man die Lage und den Zusammenhang der Strukturen sehr gut lernen und behält diese auch besser im Kopf. Ich habe meine Kurse schon vorbei und möchte jetzt darüber ein paar Worte schreiben.

In Innsbruck gibt es zwei Praktika zur Anatomie, im ersten Semester präpariert man Muskeln und schaut sich Knochen und Gelenke an, im dritten Semester erarbeitet man sich alles andere. Dieser Kurs ging über sechs Wochen und man konnte täglich drei Stunden arbeiten. Die Zeit vor dem ersten Kurstag war ich sehr nervös, da ich nicht wusste, wie ich damit umgehen werde. Ich war richtig gespannt, wie der Geruch sein wird und ob ich das ohne Probleme schaffen werde, an einer Leiche zu sezieren. Mit der Zeit legten sich diese Sorgen, da ich es gut ausblenden konnte, dass ein menschlicher Körper vor mir liegt. Im Gegensatz zum ersten Sezierkurs war der zweite sehr fordernd und stressig. Wir mussten in diesen sechs Wochen Aufgaben laut einer Anleitung erledigen um zum Schluss alles einmal gesehen zu haben. Dazu kam, dass man sich auf vier Teilassessments vorbereiten musste und ein Portfolio mit einer Gruppe schrieb. Das alles war aber im Nachhinein eine der schönsten Zeiten, da ich mich mit meinen Tischpartnern und Tutoren so gut verstand, dass die Zeit einfach viel zu schnell verflog. Wir tauschten uns gegenseitig aus und haben uns gegenseitig geholfen, wenn jemand mal nicht so schnell war. Das Arbeiten an der Leiche war für mich auch sehr spannend, denn ich konnte meine Fertigkeiten verbessern und hatte sehr viel Freude, wenn ich Strukturen gut freilegen konnte.

Eine Sache, die mich immer wieder in diesen Tagen beschäftigte war die Frage, aus welchem Grund dieser Körperspender gestorben ist und wie die Leichen aufbereitet werden, um daran so arbeiten zu können. Am Anfang teilte uns der Gruppenleiter mit, an was der Körperspender starb und wie alt er wurde. Wir hatten auch einen Tag, an dem uns das Anatomie-Gebäude vorgestellt wurde und der Prozess der Leichenaufbereitung gezeigt wurde. Zum einen machte mich das aber auch alles nachdenklich, da in der Anatomie, gerade in der Kriegszeit, nicht immer ethisch korrekt geforscht wurde. Zum anderen war ich aber auch sehr dankbar, dass wir einen solch umfangreichen Kurs machen können, da es dies noch sehr selten gibt und man sich auf vielen Ebenen weiterentwickeln konnte.