Der Pflegeberufegratifikationsschein (PBGS)
11. Juni 2024
Der Pflegeberufegratifikationsschein (PBGS)
Egal von welchem Bereich der Pflege die Rede ist, die Arbeitsbelastungen für beruflich Pflegende sind in den letzten Jahren immer weiter gestiegen. Enorme psychische sowie physische Anforderungen in Kombination mit einem viel zu niedrigen Personalschlüssel zeigen Konsequenzen: Pflegende haben den höchsten Anteil von Krankheitsausfällen und Frühberentung. Die Fluktuationsrate ist enorm und vorzeitige Berufsausstiege häufen sich. Dabei besagen zahlreiche Studien, dass viele Pflegefachpersonen nach wie vor im Gesundheitswesen ihren Traumberuf gefunden haben. Doch zu viele Faktoren sprechen gegen eine Ausübung bis zur Rente. Der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) fordert daher sofortige Maßnahmen zur Prävention eines vorzeitigen Berufsausstiegs sowie zur Anerkennung der gesellschaftlichen Leistung der Pflege: den Pflegeberufegratifikationsschein (PBGS).
Deutschland ohne Pflege
Zwar ist es „irgendwie“ in aller Munde, aber sind wir einmal ehrlich: Die dramatischen Konsequenzen, auf die unser Gesundheitswesen zusteuert, scheinen doch für die meisten Bürgerinnen und Bürger noch in allzu weiter Ferne zu sein, als dass sich ein Großteil der Bevölkerung ernsthafte Sorgen machen würde. Leider ist diese leichtfertige Sicht auf die aktuelle Lage alles andere als gerechtfertigt. Zahlreiche Studien belegen, dass das immense Ungleichgewicht zwischen Verantwortungsübernahme, Kompetenzen und Bezahlung nur einer von vielen Gründen ist, die das Thema „Pflexit“ bestärken. Sprich, Ausbildungsabbrüche und Berufswechsel sind im Pflegeberuf mehr denn je an der Tagesordnung. Der DBfK weist daher nicht zum ersten Mal auf drastische Folgen hin und gibt zu bedenken, dass es diese Spirale des Berufsausstiegs in den nächsten Jahren unbedingt zu durchbrechen gilt. Ansonsten wird eine pflegerische Versorgung der Bevölkerung schlicht nicht mehr zu gewährleisten sein. Dies bezieht sich auf die Akutversorgung ebenso wie auf eine Langzeitversorgung von zu pflegenden Menschen.
Der „Pflegeberufegratifikationsschein (PBGS)“ als Kompensation von Belastungen und Anerkennung von Leistungen
Um zukünftig einem vorzeitigen Berufsausstieg und der Reduzierung von Arbeitsstunden entgegenzuwirken sowie den Leistungen beruflich Pflegender mehr Anerkennung entgegenzubringen, fordert der DBfK konkrete Maßnahmen, ausgehend von deren Konzept des „Pflegeberufegratifikationsscheins (PBGS)“. Was genau steckt hinter diesem Konzept?
Allen beruflich Pflegenden, die 10 Jahre in Vollzeitäquivalenz im Pflegeberuf gearbeitet haben, wird der Anspruch auf den PBGS gewährt.
Ab dem 50. Lebensjahr ermöglicht der PBGS den gesetzlichen Anspruch auf eine 35 Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich.
Ebenso berechtigt er ab dem 50. Lebensjahr den gesetzlichen Anspruch auf fünf zusätzliche Urlaubstage.
Der PBGS garantiert eine unbürokratische Ermöglichung von Rehabilitationsmaßnahmen und Kuren.
Der PBGS garantiert eine spezielle Sicherung im Fall von attestierter Erwerbsminderung.
Es besteht der Anspruch auf Anrechnung von vollen Erwerbszeiten in Phasen von Teilzeitarbeit aufgrund spezieller häuslicher Care-Arbeit (u. a. Pflege von Angehörigen)
Über den PBGS werden Pflegenden für jeweils fünfjährige Tätigkeit im Pflegeberuf zusätzliche Rentenpunkte (Rentenansprüche) zugesichert. (Ab Erhalt des PBGS, also nach 15 Jahren erstmals zusätzliche Rentenpunkte und dann jeweils alle fünf Jahre wieder.)
Über die zusätzlichen Rentenpunkte ermöglicht der PBGS Pflegenden die Wahl zu treffen, ob sie entweder früher in Rente gehen, oder höhere Rentenansprüche bei regulärem Renteneintritt in Anspruch nehmen wollen.
Der DBfK erhofft sich durch sein Konzept die Motivation zu steigern, länger im Pflegeberuf zu verbleiben, bzw. den Verbleib bis zum regulären Renteneintritt zu erhöhen. Besagte Maßnahmen beziehen sich nicht ausschließlich darauf, die Profession für Neuzugänge attraktiver zu gestalten, sondern richten sich gerade auch an diejenigen, welche schon viele Jahre dazu beigetragen haben unser Gesundheitssystem aufrecht zu erhalten. Eine Anerkennung also insbesondere für diejenigen, die bisher noch nicht der Pflege den Rücken zukehrten und mit Sicherheit jede Form sinnvoller Unterstützungsmöglichkeiten verdienen! Insgesamt wohl ein sehr fundiertes Konzept, dessen Umsetzung mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Schritt in eine positivere Zukunft wäre.
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass Pflegeerfahrungen gerade bei Auszubildenden sehr individuell erlebt und reflektiert werden. Die Vorstellungen des Berufsbildes gehen einher mit Emotionen in Pflegebeziehungen, Interaktion in Teams und Kommunikation in Pflegesituationen. Ein professioneller Umgang in Bezug auf Interaktion, Kommunikation und Ethik kann nur stattfinden, wenn auch die eigenen Emotionen wahrgenommen und verbalisiert werden. So ebnet das richtige Fachwissen nicht nur einen Weg für ein verständnis- und respektvolles Miteinander, sondern bietet auch Selbstschutz. Ein wesentlicher Punkt, um im Pflegealltag den Blick für das Wesentliche nicht zu verlieren und gestärkt einer Karriere in der Pflege entgegenzutreten.
Quellen: