Hallo Klinik: Das interdisziplinäre Basisjahr
15. Februar 2022
Wer Modul 1, das erste klinische Semester, an der Ludwig-Maximilians-Universität München erfolgreich absolviert hat, wird danach in der Regel in Model 23 eingeteilt. Klingt unlogisch? Die 23 soll symbolisieren, dass das zweite und dritte klinische Semester fest miteinander verknüpft sind, weshalb sie zusammengefasst auch als interdisziplinäres Basisjahr bezeichnet werden. Von Aranka Brockmüller 15 02 2022
Über ein ganzes Jahr verteilt absolvieren die Studierenden viele Teilprüfungen und sammeln Punkte, die am Ende zu einigen großen Gesamtscheinen addiert werden: Allgemeinmedizin, Epidemiologie, Anästhesiologie, Notfallmedizin, Urologie, Physikalische Medizin, Orthopädie, Innere Medizin und Chirurgie. Die klinischen Fächer werden jeweils in der Kombination aus fachspezifischem Wissen und der jeweiligen Pharmakologie, Pathologie sowie Radiologie geprüft.Allgemeinmedizin stellt sich hierbei als sehr zeitintensiv heraus, da die Lehre aus einer Fülle von Seminaren und Referaten besteht. Auch die Fortsetzung der Epidemiologie ist recht theorielastig und trocken zu lernen. Interessante praktische Einsätze erlebt man hingegen in der Anästhesie (1:1 Arzt-Student-Betreuung im OP), beim Notfalltraining (Unfallsimulation in Kooperation mit der Feuerwehr) und in der Physikalischen Medizin (Kennenlernen anderer Berufsgruppen durch das interdisziplinäre Team). Besonders hilfreich fand ich die Termine in der Orthopädie, da wir einen Tag in der Ambulanz mitlaufen und den Ärzten während der Wirbelsäulen- und Notfallsprechstunde über die Schulter schauen durften. Auch die Skills-Trainings der Orthopädie waren interessant. In einer Gruppe von sechs Studierenden haben wir unter der Anleitung eines Arztes gelernt, ein Schulter-, Hüft- oder Kniegelenk strukturiert zu untersuchen.Die zahlreichen Teilgebiete der Inneren Medizin und Chirurgie werden gesondert und am „Hauptfach“ orientiert geprüft, zum Beispiel Kardiologie als Bereich der Inneren Medizin und Herzchirurgie als Teilgebiet der Chirurgie. Um dem praktischen Einblick in diesen großen Fächern gerecht zu werden, ist hier zusätzlich die Absolvierung von Blockpraktika, jeweils eines in Innerer Medizin und Chirurgie, Pflicht. Dieses bucht man über unser Uni-Portal, verbringt dann eine Woche auf der gewählten Station und reicht am Ende einen Patienten- bzw. OP-Bericht ein, der bewertet wird. Das recht komplizierte System des Basisjahres stellt alle Beteiligten vor Herausforderungen. Als Studierender muss man zunächst das Prüfungs- sowie Bewertungssystem durchblicken und die Organisation stößt immer wieder an ihre Grenzen, so warteten in mein Semester beispielsweise viele Studierende über ein Jahr, bis alle Scheine anerkannt und im Leistungsnachweis eingetragen waren. Insgesamt ist das Modul aber wesentlich entspannter als es sich anhört und es bleibt genügend Zeit für einen Nebenjob.Fazit: Nur Mut und keine Angst vorm organisatorischen Dschungel! Das Basisjahr enthält so viele verschiedene Fächer, dass sicherlich jeder ein spannendes Teilgebiet für sich entdeckt. Hat man das interdisziplinäre Basisjahr erfolgreich absolviert, ist es ein sehr gutes Gefühl, denn der nun reichlich gefüllte Leistungsnachweis motiviert für die verbleibenden klinischen Semester.
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