Hilfe- das große Grauen: mündliches Physikum
17. September 2015
Von Carina Dehner
So ging es mir damals zumindest. Mittlerweile hat sich die Struktur an der LMU/TU in München diesbezüglich ziemlich geändert – als ich anfing 2008 war es im Prinzip so, dass man seine erste mündliche Prüfung im Rahmen des mündlichen Physikums hatte! Das macht Angst!
Ich hatte damals durch ein Semester Krankheitsausfall und darauf hingehend einem Doppelsemester den Luxus eine Art “Freisemester” zu haben. Hier beschloss ich mich als Co-Assistent in der Anatomie einzusetzen und das zugleich sinnvoll mit der Physikumsvorbereitung zu verknüpfen. Kann ich wirklich empfehlen und ein bisschen Geld schadet ja auch nie! Somit hatte ich dann schon mal etwas Übung im Bereich Mündliches – die Studenten löchern einen schließlich ganz schön und es gibt einem einen zusätzlichen Pusch – man möchte ja nicht dumm vor den jüngeren Neulingen dastehen.
Dennoch: ich hatte Angst vor der Situation. Zusammen mit zwei Freundinnen hatten wir einen Lernplan erstellt und uns auch vorgenommen regelmäßig gemeinsame Treffen zu veranstalten. Wir wollten dann anhand der “Frage und Antwort”-Bücher die Situation üben. Ich empfehle das auch stark. Es gibt sie für alle drei Hauptfächer und die Fragen decken zumindest das allgemeine Fachwissen, welches bei einem Großteil der Prüfer erwartet wird, ab. Leider waren wir unserem großen Vorhaben letztendlich doch weniger treu als geplant, da dann doch jeder sein eigenes Tempo hatte. Nach langjähriger Tutor- und Nachhilfeerfahrung kann ich dennoch zumindest nur raten, sich zumindest einen ordentlichen Physikumslernplan mit regelmäßigen Fragen am Ende des Tages empfehlen. Auch Hefte besitzen etliche Beispielfragen am Ende des Kapitels und in allen Büchern findet man auch immer zur jeweiligen Frage die korrekte bzw. erwartete Antwort – daher ist es tatsächlich auch alleine möglich.
Dann war es bald soweit. Der große Tag rückte näher! Ich war mit den Nerven leicht am Ende. Mein Tipp: Schaut dass ihr euch auch mental so stabil wie möglich haltet, ein bisschen was für die Seele pro Tag ist essentiell, die Phase ist hart! Das wichtigste Lernmaterial sind letztendlich doch die Protokolle zu den jeweiligen Prüfern und diese habe ich dann etwa 9 Tage vor Prüfungstermin auch erfahren. Es hätte schlimmer sein können, trotz eines spontanen Prüferwechsels, von dem wir auch nur durch Zufall erfuhren, hatte ich zumindest stemmbar erscheinende Prüfer. Und dann ging es los. Nach 9-tägigem Durchackern dieser Protokolle war dann (endlich?) Tag “X” da! Meine Mama hatte ich gebeten mich anzurufen – morgens – vor lauter Paranoia, dass ich zu spät kommen könnte (empfehle ich auch!).
Und dann ging es los: Ich war die Erste (dank meines Nachnamens) und es sollte mit Anatomie losgehen. Das spielte mir in die Hand, denn da fühlte ich mich noch am Sichersten, wenn man von so etwas in Bezug auf das Mündliche überhaupt sagen kann. Ich wurde zum Thema Herz befragt mit einem Plastinat – Lage, Herz-Kreislauf, Gefäße und Druckverhältnisse (Gott sei Dank wegen Physio genau gelernt!) und etwas Embryologie (“Ligamentum arteriosum” etc.) Dann kam die Nächste mit Physiologie etc. und dann ging es weiter mit mir. Physiologie! Mein Angstfach, den aus den Protokollen war klar: der mag es sehr gerne ganz genau. Und noch war er noch dazu der Prüfungsvorsitzende. Leider legte ich keinen guten Start hin. Er wollte irgendwas über Sensoren und die Muskelspindel hören – leider bin ich da relativ lange gar nicht drauf gekommen. Danach kam die Herzaktion dran, die saß dann und ich schöpfte wieder Hoffnung. Dennoch ging es mir nicht gut. Ich fragte mich wie er das einschätzen wird.
Biochemie war dann mein letztes Fach – mein Lieblingsfach. Es wurde dennoch ziemlich wild. Plötzlich ging es ausgerechnet um Kernimport und –export, auch eher so ein Randthema. Die anderen zwei Mädels hatten vorher eher Stoffwechselwege, was ich gerne gehabt hätte. Naja, ich ging jedenfalls nicht mit dem tollsten Gefühl aus der Prüfung. Das Mädel neben mir schwitzte auch – sie hatte das Leberplastinat leider nicht als Leber erkannt… Wir warteten gestresst draußen und dann wurden wir schon nach 10 Minuten reingeholt. Und dann die Worte: “Leider haben Sie es sich echt selbst verspielt.” Ich war total geschockt. Durchgefallen? „Wegen Ihrem anfänglichen Aussetzer bei mir in Physiologie ist es dann doch nur die 2 geworden.“ Alles andere könnt ihr euch ja denken. Strahlend wie ein Honigkuchenpferd ging ich meines Weges mit Freunden und Sekt – wie es sich halt so gehört. Nur so als Gesamttipp: man schätzt sich oft tatsächlich viel schlechter ein. Deshalb nie aufgeben innerhalb der Prüfung! Immer kämpfen! Die meisten Prüfer wissen schon was sie verlangen können und wo sie vielleicht etwas an den Grenzen kratzen und es um die 1 geht.
Viel Erfolg!
Eure Carina