Zum Hauptinhalt wechseln

Leider unterstützen wir Ihren Browser nicht vollständig. Wenn Sie die Möglichkeit dazu haben, nehmen Sie bitte ein Upgrade auf eine neuere Version vor oder verwenden Sie Mozilla Firefox, Microsoft Edge, Google Chrome oder Safari 14 bzw. eine neuere Version. Wenn Sie nicht dazu in der Lage sind und Unterstützung benötigen, senden Sie uns bitte Ihr Feedback.

Wir würden uns über Ihr Feedback zu diesen neuen Seiten freuen.Sagen Sie uns, was Sie denkenWird in neuem Tab/Fenster geöffnet

Elsevier
Bei Elsevier publizieren
Connect

Wichtig für Pflegealltag und Pflegeprüfung: Interaktion, Kommunikation und Ethik in der Pflege

16. Juli 2024

Deutschland, so wie viele weitere Länder, weist laut Studien einen erheblichen Mangel an Gesundheitskompetenz auf. Was möglicherweise zunächst nicht allzu bedenklich klingt, kann sich schnell zu einer folgenreichen Epidemie ausbreiten. Denn ein ungesunder Lebensstil geht schneller als gedacht in ein risikoreiches Gesundheitsverhalten über. Dessen Auswirkungen zeigen sich nicht erst zwangsläufig im hohen Alter. Viele Menschen sind früher als erhofft auf eine intensive Nutzung des Gesundheitssystems angewiesen. Die Bewältigung von Krankheiten sowie eine Gesundheitserhaltung stoßen bei vielen Bürgerinnen und Bürgern schon in jüngeren Jahren auf Probleme. Dramatisch nicht nur für die Betroffenen selbst, sondern auch für das Gesundheitssystem, welches, insbesondere in der professionellen Pflege, wie jeder weiß mehr und mehr an seine Grenzen stößt. Eine Förderung in Sachen Gesundheitskompetenz könnte hierbei für alle Beteiligten von Vorteil sein.

Gesundheitskompetenz/Health Literacy – was ist hierunter zu verstehen?

Die genaue Übersetzung des englischen Begriffs „Health Literacy“ ins deutsche würde lauten „gesundheitsbezogene Literalität“. Also, zunächst einmal die grundlegende individuelle Fähigkeit und Fertigkeit im Umgang mit Lesen und Schreiben. In der Alltagssprache durchgesetzt hat sich jedoch der deutsche Begriff „Gesundheitskompetenz“. Er beschreibt die grundsätzliche Fähigkeit mit Informationen rund um das Thema Gesundheit umgehen zu können. Das heißt, wie schon erwähnt, zunächst einmal in der Lage zu sein durch Lesen und Schreiben an wichtige Inhalte zum Thema zu gelangen. Des Weiteren befähigt Gesundheitskompetenz dazu, die erhaltenen Informationen ebenso zu verstehen, zu bewerten und vor allem auch anzuwenden. Somit können wichtige Entscheidungen täglich getroffen werden, die auf langer Sicht einer Gesundheitsförderung, einer Prävention und der Krankheitsbewältigung zugutekommen.

Es liegt daher nahe, dass Menschen, welche über ein hohes Maß an Gesundheitskompetenz verfügen, ebenso selbstbestimmter in Bezug auf eine mögliche Patientenrolle sind. Selbstbestimmung und Mitbestimmung lösen schon lange das alte Bild von Patientinnen und Patienten ab, welche, „der Medizin ausgeliefert“ und als Laie unwissend, auf ein gutes Behandlungskonzept hoffen. Dieses veränderte Verständnis der Patientenrolle geht glücklicherweise einher mit einem enormen Zuwachs an Entscheidungs- und Informationsmöglichkeiten. Jedoch liegt es auch an der Motivation eines jeden selbst, diese Möglichkeiten in Anspruch zu nehmen.

Gesundheitskompetenz der Bevölkerung in Deutschland

Das Bundesministerium für Gesundheit veröffentlicht Ergebnisse der Studie „Gesundheitskompetenz der Bevölkerung in Deutschland vor und während der Corona Pandemie“ (publiziert im Februar 2021). Die Studie zeigt, dass rund 60 Prozent der Befragten ihre Kompetenz als eingeschränkt und unzureichend wahrnehmen. Einen besonderen Unterstützungsbedarf scheinen laut Studie insbesondere ältere Menschen, chronisch Kranke und Bürgerinnen und Bürger mit einem niedrigeren Bildungs- und Einkommensstatus zu haben. Es liegt also eine ungleiche Verteilung der Gesundheitskompetenz vor, welche sich in den letzten Jahren nachweislich vergrößert hat. Der Umgang mit Informationen, besonders in Bezug auf Prävention, wird in diesen Gruppen häufig als sehr schwer empfunden. Ein sehr beachtenswertes Ergebnis, in Anbetracht der Tatsache, dass ein demografischer und epidemiologischer Wandel gerade im Bereich der Prävention und Gesundheitsförderung zahlreiche Herausforderungen mit sich bringt.

Empfehlungen zur Kompetenzverbesserung

Die aktuelle Lage bezüglich der Gesundheitskompetenz in der deutschen Bevölkerung, führte zu der Erstellung eines nationalen Aktionsplans für die Gesundheitskompetenz („Nationaler Aktionsplan Gesundheitskompetenz (NAP)“). Eine Gruppe ausgewählter Expertinnen und Experten setzten sich hierbei mit Möglichkeiten zur Kompetenzverbesserung auseinander. 

Unter anderem zielt der Aktionsplan auf die alltäglichen Lebenswelten ab. Das bedeutet, dass nicht nur das Verständnis von Gesundheitskompetenz und die persönlichen Fähigkeiten verbessert werden müssen, sondern auch die Gestaltung der täglichen Umgebung. Unter anderem Medien, Bildungssysteme und Arbeitsplätze. Ebenso zielt der Plan auf eine verbesserte Kommunikation im Gesundheitswesen und der gesundheitlichen Versorgung ab. Information und Partizipation gilt es hierbei zu verbessern. Daneben sollen insbesondere Menschen mit chronischen Erkrankungen in ihren Kompetenzen gefördert und in den Fokus gestellt werden. Weiterhin zielt der Plan auf eine Verbesserung der Forschung zur Gesundheitskompetenz ab.

Fazit

Studien und Umfragen zeigen auch nach der Corona Pandemie eine insgesamt mangelnde Gesundheitskompetenz der deutschen Bevölkerung. Folgen hiervon können unter anderem eine intensivere Nutzung des Gesundheitssystems sein, in Form von langen Erkrankungen und Pflegebedürftigkeit. Um hier gegenzusteuern, gilt es zunächst ein Problemverständnis zu erzeugen. Es scheint enorm wichtig, die Bevölkerung für mögliche Konsequenzen mangelnder Kompetenz zu sensibilisieren. Vor allem sollte aber auch eine systematische Umsetzung und Förderung alltagspraktisch und für jede Gruppe zugänglich umgesetzt werden.

Quelle:

Sarah Micucci

Sarah Micucci - Gesundheits- und Krankenpflegerin, Pflegepädagogin (B.A.), Autorin / Redakteurin für Pflegefachliteratur