Nach dem Staatsexamen ist vor dem Staatsexamen – Klappe die Zweite
Germany | 23. März 2017
Von Eva Klocker
Spätestens im letzten klinischen Semester oder wenn der Jahrgang vor einem zum zweiten Staatsexamen antritt, stellt man sich diesbezüglich selber einige Fragen:
Wann beginne ich zu lernen?
Wie lerne ich?
Welche Bücher, Software etc. nehme ich?
Diese Fragen lassen sich nicht allgemeingültig beantworten, denn ich glaube, dass jeder für sich während des Studiums herausgefunden hat was für ein Lerntyp man ist. In meinen Augen sollte man dies, sofern es während des Studiums gut lief, so beibehalten.
Aus meinen eigenen Erfahrungen kann ich nur sagen, dass man auf jeden Fall früh genug beginnen sollte zu lernen. Dies ist manchmal gar nicht so leicht, denn je nach dem wann man das zweite Staatsexamen schreibt, hat man zum Beispiel während der Vorbereitung im Sommer jede Menge Ablenkung. Da ist oft etwas Disziplin gefragt aber man muss sich auch vor Augen halten, dass man es für sich selber tut. In anderen Fällen stellt sich die Vorbereitungszeit auch nicht so einfach dar, weil man noch andere Verpflichtungen wie Familie, Arbeit oder Doktorarbeit hat. Umso wichtiger finde ich ist es frühzeitig zu beginnen, um so hinten raus etwas Puffer zu haben. Schließlich weiß man nie ob man mal krank wird und deshalb länger ausfällt oder andere Dinge passieren, wodurch eine gezielte Vorbereitung für eine bestimmte Zeit nicht möglich ist.
Mittlerweile gibt es einen tollen 100 Tage Lernplan der aus der Kooperation von MediLearn und Amboss entstanden ist und einem „garantiert“ innerhalb von 100 Tagen alle IMPP-relevanten Kapiteln mit Hilfe der Amboss Software aus sämtlichen klinischen Fächern zu lernen. Der Haken an diesem Lernplan ist nur, dass er innerhalb dieser 100 Tage kaum Freizeit oder geschweige denn freie Tage einplant, was für viele (Familie, Arbeit etc.) kaum durchführbar ist.
Andererseits kann man mit dieser Software sicher sein keine Fächer oder Themen zu vergessen, die in den letzten Jahren fürs IMPP relevant waren und somit anhand von Lernkarten (=Themen) abgedeckt wurden. Der große Vorteil liegt darin, dass man durch den Plan auch einen Anhaltspunkt bekommt, wie viel Zeit man für gewisse Fächer einplanen muss. Aus meiner Erfahrung kann ich sagen, dass ich nicht von Vornherein gewusst hätte wie viele Lerntage ich für Innere Medizin, Pädiatrie oder Rechtsmedizin einplanen muss. Ob man den 100 Tage Plan 1:1 übernimmt und tatsächlich erst 100 Tage vor dem Examen damit anfängt oder schon früher anfängt den Plan abzuarbeiten ist jedem selber überlassen. Ich für mich habe entschieden, dass es wesentlich entspannter war mal ein freies Wochenende und auch genügend Zeit für die Wiederholungsphase zu haben.
Die große Frage nach dem „wie lerne ich“ ist auch eher individuell zu entscheiden. Ist man vom Studium her gewohnt immer in Gruppen zu lernen, sollte man dies auch für die Vorbereitung zum zweiten Staatsexamen beibehalten. Für die mündlichen Prüfungen während des Studiums fand ich es sinnvoll sich in einer kleinen Lerngruppe über verschiedene Themen auszutauschen. Bei schriftlichen Prüfungen bin ich eher der Meinung, dass jeder für sich schauen muss wie er den ganzen Stoff in einer akzeptablen Zeit sich selber erarbeitet. Dies schließt natürlich nicht aus, dass man sich dennoch über gewisse Themen verbal austauscht.
Wie schon angesprochen gibt es die Amboss Software, die in digitaler Form in meinen Augen eine tolle Prüfungsvorbereitung bietet. An meiner Uni ist es so, dass wir einen kostenlosen Amboss Zugang inklusive 700 zu kreuzende Fragen pro Monat bekommen. Dies reicht für die Vorbereitung einer Semesterklausur aus. Wenn es aber an die Prüfungsvorbereitung und das Kreuzen alter Examina geht, kann man für ein paar Euro (knapp 50 Euro zu meiner Zeit) für sechs Monate unlimitiert Fragen kreuzen. Dies stellt schon mal ein Muss dar.
Weiters ermöglicht die Software einem eine gezielte IMPP Vorbereitung, da die einzelnen Themen mit einem Punktewert je nach Relevanz der Anzahl von Fragen zu diesem Thema aus den letzten Examina versehen sind. Somit kann man anhand dieses Punktewertes sehen wie relevant ein Thema ist. Ganz verlassen darf man sich darauf aber nicht, denn manchmal bringt das IMPP auch zu weniger relevanten Themen Fallbeispiele mit 15 Fragen im Examen, womit man vielleicht nicht unbedingt rechnet. Dennoch ist es ein guter Anhaltspunkt.
Ich stand der Software am Anfang etwas skeptisch gegenüber, da ich mich ehrlicherweise während des Studiums wenig damit beschäftigt habe und ich vom „stundenlangen in den Computer schauen und lernen“ wenig begeistert war. Zum Beginn der Lernzeit habe ich mir das mediscript StaR Reihe von Elsevier gekauft und gelesen, da ich von Kommilitonen nur gutes darüber gehört habe und ich das so auch weiterempfehlen kann. Zudem sind die einzelnen Bände super praktisch und handlich um sie einfach so mitzunehmen (Heimfahrten, U-Bahn etc.), da man nicht schwer tragen muss. Zur Vertiefung und zur gezielten Vorbereitung auf die typischen IMPP Fragen empfehle ich aber zusätzlich die Benutzung der Amboss Software, da sie anhand von Markierungen in unterschiedlichen Gelbtönen auch die Wichtigkeit bestimmter Fakten nochmal deutlich macht.
Alles in allem muss man sagen, dass jeder für sich entscheiden muss wann und wie er sich auf das zweite Staatsexamen vorbereitet.
Was ich aber allgemeingültig raten kann, ist frühzeitig zu beginnen, denn hinten raus etwas mehr Zeit zu haben ist angenehmer als nicht zu wissen, ob man alle Fächer oder Themen schafft.
Am Anfang ist es etwas gewöhnungsbedürftig von einem Bildschirm zu lernen, dennoch bietet die Amboss Software eine spezielle IMPP relevante Vorbereitung mit dem großen Vorteil des dafür abgestimmten 100 Tage Lernplans, den man je nach Belieben auch auf z.B. 150 Tage ausdehnen (mit freien Tagen, Wiederholungsphasen etc.) kann. Ihr könnt euch deshalb trotzdem fächerspezifische Bücher kaufen oder ausliehen oder auch ein Prüfungskompendium als Nachschlagewerk holen. Zusätzlich würde ich auch die Mediscript StaR Reihe von Elsevier empfehlen, da sie gut geschrieben und total praktisch für unterwegs ist.
Lasst euch nicht von den anderen hetzen, die meinen schon viel weiter zu sein als ihr. Im Stress hemmt ihr euch selber und damit geht wichtige produktive Zeit verloren.
Plant genügend Zeit für Pausen ein. Die Konzentrationsfähigkeit des menschlichen Gehirns ist begrenzt. Manchmal bringt eine (ausgiebige) Pause mehr als auf Teufel komm raus noch ein Kapitel ohne Pause zu lernen.
Vertraut auf euch und eure Fähigkeiten. Wenn ihr bis kurz vor das zweite Staatsexamen gekommen seid, werdet ihr dieses auch schaffen. Manchmal fragt man sich zwar (wie beim Physikum) nach dem Sinn mancher extrem spezifischer Fragen, aber die Durchfallquote ist wesentlich geringer als beim bereits bestandenen Physikum!
In diesem Sinne wünsche ich euch eine erfolgreiche Prüfungsvorbereitungszeit und viel Durchhaltevermögen.
Eure Eva