Nebenjob im Medizinstudium – Rettungsdienst
Ge | 26. April 2018
Studieren ist teuer, denn es gibt eben auch einige Fixausgaben, die man sich nicht (oder nur selten) sparen kann (z.B. Wohnungsmiete, Semesterbeitrag, Lehrmaterialien oder Lebensmittel). Auch wenn man noch so Mediziner-aus-Überzeugung ist, sollte man das Studentenleben nicht vergessen. Die Zeit kommt im Leben nicht nochmal und deshalb sollte man sie, trotz dem ganzen Anatomie-Lernen, nicht vernachlässigen! Für abendliche Kneipentouren oder Reisen in den Semesterferien ist jeder Nebenjob ein Segen für den Geldbeutel. Wie viele meiner Kommilitonen habe auch ich deshalb einen kleinen Nebenjob, um mir für zusätzliche Ausgaben wie Reisen und teure Lehrbücher etwas Geld zu verdienen. In diesem Beitrag möchte ich euch von meiner Arbeit als Rettungssanitäter berichten.
Von Yannik Kropp
Eine der besten Entscheidungen der letzten Jahre
Bereits vor dem Studium habe ich mir überlegt, was ich dann machen könnte. Zur Auswahl standen u.a. auch „klassische“ Studentenjobs wie Kellnern, Nachhilfe geben oder Pizza ausfahren. Ich wollte aber unbedingt etwas machen, was mir Spaß macht und mir auch etwas für mein Studium und das spätere Berufsleben bringt. Nach diesen ausführlichen Überlegungen habe ich mich noch vor dem Studium dazu entschieden, eine Ausbildung zum Rettungssanitäter zu machen. Eins vorneweg: Das war eine der besten Entscheidungen der letzten Jahre!
Ausbildung im Rettungsdienst
Die Ausbildung zur/m Rettungssanitäter*in (RS) beträgt 3 Monate und wird von eigentlich allen Hilfsorganisationen angeboten. Ich habe meine Ausbildung beim Deutschen Roten Kreuz in Rheinland-Pfalz gemacht. Sie ist aufgeteilt in 3 Abschnitte:
Zuerst steht ein 4-wöchiger Lehrgang auf dem Plan, in dem man das für den Job benötigte theoretische Wissen erlernt.
Dem folgen 4 Wochen Praktikum in einem Krankenhaus (meist in der Notaufnahme/Intensivstation und in der Anästhesie) und 4 Wochen Praktikum auf einer Lehrrettungswache.
Um die Urkunde zum Rettungssanitäter zu bekommen, muss man abschließend noch eine Abschlusswoche mit theoretischer, mündlicher und praktischer Prüfung absolvieren.
I. Lehrgang
Im Lehrgang wird einem viel theoretisches Wissen der Notfallmedizin vermittelt. Man lernt zuerst das Herz-Kreislauf-System zu verstehen, Grundlagen über den Säure-Base-Haushalt und die Organisation und der Aufbau des Rettungsdienstes. Weiter geht es dann mit spezieller Notfallmedizin: Wo können Atemprobleme herkommen und was tut man dagegen? Was passiert bei einem Schock? Welche Intoxikationen und Antidote gibt es? Wie führt man präklinisch eine Geburt durch? Welche Notfallmedikamente gibt es, wie werden diese dosiert und angewandt? Was ist bei Verbrennungen oder Erfrierungen zu tun? Praktische Übungen gehören natürlich auch dazu. Man übt, einen Zugang zu legen, den Umgang mit dem Spineboard, Helmabnahme bei verunglückten Motorradfahrern und die Reanimation bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand. Vor meiner Ausbildung dachte ich, dass der Lehrgang nur ein „sehr intensiver Erste-Hilfe-Kurs“ ist. Aber ich wurde eines Besseren belehrt: man bekommt einen Überblick über die breite Palette der Notfallmedizin und lernt auch sehr spezifische Dinge und Vorgehensweisen.
II. Praktika
Im Krankenhauspraktikum habe ich in der Notaufnahme, auf der Intensivstation und in der Anästhesie gearbeitet. Dabei habe ich z.B. gelernt, wie man ein EKG klebt, Zugänge legt, Medikamente aufzieht, bei einer Intubation assistiert und wie man einen Patienten richtig beatmet.
Im Rettungswachenpraktikum bekommt man zuerst eine Einführung in das Auto, lernt die vielen verschiedenen Fächer und Geräte auf dem Rettungswagen kennen und wie sie zu bedienen sind. Ich bin dann als zusätzlicher Mann auf dem RTW mitgefahren und habe in den 4 Wochen schon viele spannende Notfalleinsätze und Rettungsaktionen miterlebt.
III. Abschlussprüfung Rettungsdienst
Nach erfolgreicher praktischer, mündlicher und theoretischer Prüfung ist man dann Rettungssanitäter und kann auf allen Rettungsmitteln eingesetzt werden. In der Praxis ist es oft so, dass man zuerst hauptsächlich auf dem KTW (Krankentransportwagen) eingesetzt wird. Dort fährt man Dialysefahrten, Entlassungen aus dem Krankenhaus oder auch Hausnotrufalarme oder Platzwunden. Es gibt keine genaue Trennung, wann ein KTW und wann ein RTW geschickt wird. Das ist immer abhängig von der Organisation, dem Anrufer und letztlich natürlich auch von der Verfügbarkeit.
Meine Erfahrungen im Rettungsdienst
Ich bin zuerst ein halbes Jahr im Krankentransport gefahren und werde jetzt auch in der Notfallrettung auf dem RTW eingesetzt. Ein RTW ist immer mindestens mit einem RS und einem Rettungsassistenten/Notfallsanitäter besetzt. Ob ihr RTW fahren dürft, hängt von eurem Bundesland ab, wie es generell bei euch auf der Wache gehandhabt wird und ob ihr den richtigen Führerschein besitzt. Es gibt einige RTWs, die schwerer als 3,5t sind und für die man deshalb einen C1-Führerschein benötigt.
Die in den verschiedenen GmbHs und Hilfsorganisationen verwendeten Arbeitssysteme variieren stark. Manchmal gibt es studentische Arbeitstarife, Teilzeittarife oder Beschäftigung im Ehrenamt mit Zahlung einer Aufwandsentschädigung. Hier müsst ihr euch bei eurer GmbH/Hilfsorganisation erkundigen. Ich kann zeitlich sehr flexibel arbeiten, was im Medizinstudium ein riesiger Vorteil ist. In stressigen Prüfungswochen arbeite ich meist gar nicht und bin dann dafür in den Semesterferien öfter da.
Lernen für das Medizinstudium
Ich habe in meinen bisherigen Diensten auf dem KTW und dem RTW viel für mich, fürs Studium und auch für das spätere Berufsleben gelernt. Der richtige Umgang mit Patienten und Angehörigen ist in jedem Dienst wichtig. Es handelt sich dabei um eine Fähigkeit, die man nicht aus dem Buch lernen kann, sondern die man schlichtweg praktisch erlernen muss. Ich habe gelernt, einfache diagnostische Maßnahmen sicher zu beherrschen (Blutdruckmessen während einer Blaulicht-Fahrt ist gar nicht so einfach!) und dem Notarzt bei der Medikamentengabe zu assistieren. Man lernt, in Drucksituationen einen kühlen Kopf zu bewahren und nie in Hektik zu verfallen. Das sind alles Fertigkeiten, die einem im späteren Berufsleben helfen können.
Fazit
Ich brenne für die Notfallmedizin und möchte diese später auch als Arzt betreiben. Man lernt viele verschiedene Leute aus allen sozialen Schichten kennen und erkennt auch die Notwendigkeit der Variation in der Kommunikation.
Die Ausbildung zum Rettungssanitäter und einen Nebenjob im Rettungsdienst kann ich somit uneingeschränkt weiterempfehlen.
Alles Gute wünscht euch
Yannik