Neuanfang: Das erste klinische Semester
2. Februar 2022
Nach dem Physikum wird alles besser! Oder doch nicht? Das erste klinische Semester bietet eine Gefühlsachterbahn zwischen Altgewohntem und Neuanfang. Von Aranka Brockmüller 2 02 2022
An der Ludwig-Maximilians-Universität in München belegen nach erfolgreich absolviertem erstem Staatsexamen alle Studierenden einheitliche Fächer im ersten klinischen Semester: Humangenetik, Radiologie, Klinische Chemie, Mikrobiologie sowie die ersten Teile von Pathologie, Pharmakologie und Epidemiologie. Während die Laborpraktika in Klinischer Chemie, Mikrobiologie und Pathologie einiges Geschick am Mikroskop und bei den ersten Blutentnahmen erfordern, trainiert man in Humangenetik und Radiologie seine detektivischen Fähigkeiten, erweitert in Epidemiologie seinen Horizont und Pharmakologie bringt aufgrund des vielseitigen Lernstoffes die meisten ordentlich ins Schwitzen. Zusätzlich gibt es in diesem Semester einen Untersuchungskurs mit mehreren Terminen, um auf Station nochmals Anamneseerhebung sowie körperliche Untersuchung am Patienten zu üben. Unsere Patienten machten geduldig mit und die Termine unterschieden sich nicht wesentlich von den Stationskursen der letzten vorklinischen Semester. Insgesamt erlernen die Studierenden in unserem sogenannten Modul 1 ein wichtiges klinisches Basiswissen, das einen guten ersten Überblick über die vielseitigen Fachgebiete der Humanmedizin gibt. Natürlich geht es in vielen Punkten noch um Theorie, allerdings sind die Lerninhalte patientenorientierter und damit im Vergleich zur Vorklinik greifbarer.Auch wenn hingegen mancher Gerüchte Altklausuren-Kreuzen das Lernen nach dem Physikum nicht ersetzt, sind die Prüfungsformate im ersten klinischen Semester überschaubar. Alle Fächer werden mit einer schriftlichen Klausur abgeschlossen. In Pathologie gibt es zusätzlich einen kleinen praktischen Test, bei dem man Präparate am Mikroskop erkennen soll. Außerdem ist eine psychosomatische Anamnese auszuformulieren und als Hausarbeit einzureichen, zu der man immerhin individuelles Feedback bekommt. Zu guter Letzt steht in diesem Semester das erste OSCE auf dem Plan – eine praktische Prüfung klinischer Fertigkeiten, bei der in diesem Fall überprüft wird, ob alle Studierenden die Basisuntersuchungen beherrschen.Studierende, die sich zum klinischen Neuanfang mehr praktisches Training wünschen, haben die Möglichkeit zusätzliche Tutorien zu besuchen, einen Raum im Trainingscenter ZeuS zu reservieren oder direkt mit der ersten Famulatur zu starten. Viele beginnen mit der Hausarztfamulatur, da diese einen breitgefächerten Einblick in die Medizin- und Patientenvielfalt bietet. Wer möchte, kann aber auch jetzt schon in jedem anderen Fachgebiet famulieren, denn der fachspezifische Leistungsnachweis ist keine Voraussetzung für eine Famulatur.Fazit: Das erste klinische Semester vermittelt essenzielles klinisches Basiswissen mit einem kleinen verbleibenden Vorklinikhauch, aber entscheidenden Vorteilen - dem beflügelnden Post-Physikum-Gefühl und dem Startschuss in einen neuen Studienabschnitt!
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