Pflege in Uniform
16. August 2023
Pflegefachpersonen im Sanitätsdienst der Bundeswehr
Pflegefachpersonen in Uniform – wer die Tätigkeit in der Pflege liebt und gleichzeitig zur Bündnis- und Landesverteidigung ausgebildet werden will, kann diese doppelte Herausforderung bei der Bundeswehr verwirklichen. Bundeswehrkrankenhäuser, Feldlazarette, Einsätze im In- und Ausland, die Möglichkeiten sind vielseitig. Dabei gleicht kein Einsatz dem anderen. Abwechslung und ungewöhnliche Arbeitsbedingungen sind dabei mit Sicherheit garantiert, wobei es auch den Umgang und die Bewältigung schwieriger Situationen professionell zu bewältigen gilt.
von Sarah Micucci
Wie werde ich Pflegefachfrau, bzw. Pflegefachmann bei der Bundeswehr?
Wer sich dazu entscheidet als Pflegefachperson bei der Bundeswehr zu arbeiten, der muss zunächst einen längeren Lehrweg auf sich nehmen. Die verlängerte Ausbildungszeit startet mit der Allgemeinen Grundausbildung (AGA). Diese dauert zwölf Wochen lang. In dieser Zeit werden die allgemeinen militärischen Grundlagen vermittelt, sowie auch schon sanitätsdienstliches Basiswissen unterrichtet. Nach dieser ersten Grundausbildungszeit folgt der zweite Lehrgang, der sogenannte Feldwebellehrgang. Dieser erfolgt an der Sanitätsakademie in München. Lehrinhalte sind hier unter anderem militärisches Führungsverhalten sowie jegliches Wissen, das später bei der Tätigkeit als Feldwebel anzuwenden ist. Nachdem diese beiden Lehrgänge nach einer Zeit von ca. ein bis eineinhalb Jahren erfolgreich abgeschlossen wurden, kann mit der Ausbildung zur Pflegefachfrau/zum Pflegefachmann begonnen werden.
Hier zeigt sich ein weiterer Unterschied zur regulären Pflegeausbildung: die Ausbildungsstätte ist nicht frei wählbar, sondern wird, abhängig von dienstlichen Bedürfnissen, zugeteilt. Die Ausbildungszeit nennt sich zivile Aus- und Weiterbildung (ZAW) und ist mit der von zivilen Auszubildenden identisch. Auch der Unterricht wird mit zivilen Schülern und Schülerinnen sowie Bundeswehrangehörigen zusammen vorgenommen. Dies geschieht zum Beispiel an der bundeswehreigenen Pflegeschule am Bundeswehrkrankenhaus in Ulm, oder in Kooperation mit zivilen Pflegeschulen in der Nähe von weiteren Bundeswehrkrankenhäusern. Nach einem erfolgreichen Abschluss der zivilen Ausbildung, erfolgt die Beförderung zum Feldwebel.
Pflege auf vielen Ebenen
Die Ausbildungsdauer ist auf der einen Seite zwar länger und es gilt mehr Prüfungen zu bestehen, auf der anderen Seite haben die Soldaten und Soldatinnen als Pflegende bei der Bundeswehr aber auch spezielle Möglichkeiten für zukünftige Einsatzbereiche. Neben der pflegerischen Arbeit, zum Beispiel in Bundeswehrkrankenhäusern, besteht auch die Möglichkeit Karriere im Regiment, abseits der Patientenversorgung zu machen.
Diejenigen, welche aber ihre pflegerischen Kenntnisse nun endlich anwenden möchten, denen bieten sich viele diverse Möglichkeiten. Auch Auslandseinsätze spielen dabei eine große Rolle. Auslandseinsätze in Krisengebieten müssen ebenso besetzt werden, wie die Posten in Deutschland. Hier variieren die Arbeitsumstände stark. Die Pflegenden müssen sich auf eine normale Schicht (Zwei-Schicht-Modell, 12-Stunden-Schichten) genauso einstellen, wie auf reine Rufbereitschaft oder, je nach Situation, Akutversorgungen. Dabei sind die Umstände im Ausland in der Regel nicht besonders komfortabel. Die Pflegenden in Uniform leben mit ihren Kameraden und Kameradinnen auf engstem Raum zusammen, was auch Gemeinschaftstoiletten und Gemeinschaftsduschräume beinhaltet. Solche Auslandseinsätze können wenige Wochen bis hin zu vielen Monaten andauern. Die Erfahrung zeigt, dass aber gerade solche Situationen durch eine enge Kameradschaft erst möglich werden. Doch auch im Inland warten einige Herausforderungen. Hochwasser, Waldbrände und weitere Rettungsaktionen erfordern professionelles Handeln der pflegenden Soldaten und Soldatinnen.
Erfahrungen richtig bewältigen
Egal, ob In- oder Ausland – Pflegefachpersonen der Bundeswehr erfahren mitunter, sowie zivile Pflegende auch, schwer zu verarbeitende Situationen. Und gerade in solchen Momenten müssen sie professionell handeln, helfen, vor Ort sein. Das ist nicht immer leicht. Insbesondere bei Auslandseinsätzen muss mitunter plötzlich und ohne Vorwarnung um das Leben von Kameraden und Kameradinnen gekämpft werden. Auch die Verletzungen können schwere Ausmaße annehmen und sind auch für erfahrene Pflegende nicht immer leicht zu ertragen. Für Gefühle ist jedoch während der Akutversorgung selbst kein Raum. Die richtige Versorgung muss erfolgen und Professionalität an erster Stelle stehen. Im Nachhinein ist es dafür umso wichtiger, dass die Soldatinnen und Soldaten Raum zur Verarbeitung bekommen und diesen auch nutzen! Hierfür besteht beispielweise der Austausch mit Militärseelsorgern oder Folgeseminare nach Auslandseinsätzen, um das Erlebte zu reflektieren. Natürlich bestehen solche Angebote auch für schwere Erfahrungen, die im Inland stattfanden.
Fazit
Zweifels ohne ist der Weg einer Pflegefachperson bei der Bundeswehr nicht der Leichteste. Angefangen mit einer längeren und umfangreicheren Ausbildung, bis hin zu vielen Herausforderungen, die sich von dem zivilen Arbeitsweg unterscheiden. Wer sich für diesen Werdegang entscheidet, muss auf einiges gefasst sein. Dabei stehen Spannung und Abwechslung genauso in vorderster Reihe, wie Entbehrung und Verzicht diverser Annehmlichkeiten. Wer sich aber hiermit im Vorfeld auseinandersetzt und sich, soweit möglich, mit den kommenden Hürden, anfreundet, auf den wartet mit Sicherheit eine zukunftsorientierte und faszinierende Karriere.