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Pflegefachpersonen in der Suizidprävention

9. September 2024

Von Sarah Micucci

man and woman holding hands

Laut einer Todesursachenstatistik nach Gesundheitsberichterstattung des Bundes 2023 starben in Deutschland im Jahr 2022 mehr als 10 000 Menschen durch Suizid. Dabei ist die Dunkelziffer noch nicht erfasst. Schätzungen gehen in Deutschland von mindestens 100 000 Suizidversuchen pro Jahr aus. Diejenigen, welche von Suizidgedanken verfolgt werden durchleben unsagbare Qualen. Und auch Angehörige wie Freunde sind von diesem enormen Leid oft mitbetroffen. Dabei wären Suizidversuche und Suizide in vielen Fällen vermeidbar, würden Hilfsangebote die Betroffenen frühzeitig erreichen. In diesem Sinn veröffentlichte das Bundesministerium für Gesundheit am 30. April 2024 die Nationale Suizidpräventionsstrategie. Ebenso wurde ein Gesetzesentwurf zur Stärkung der Suizidprävention in Deutschland angekündigt. In Bezug auf die Profession Pflege lässt sich schnell ein Bogen zum Thema ziehen, da Pflegende sehr oft nahen Kontakt zu suizidgefährdeten Personengruppen haben. Die enorme Verantwortung und wichtige Rolle der Pflege sollte von daher bei der zukünftigen Entwicklung von Präventionsmaßnahmen berücksichtigt und miteingebunden werden.

Ich will so nicht mehr leben!

Das Bundesgesundheitsministerium weist darauf hin, dass Suizide in den meisten Fällen vermeidbare Todesursachen sind. Denn oft ist nicht der Wunsch nicht mehr leben zu wollen vordergründig, sondern viel mehr ein Hilfeschrei mit der Intention „Ich will so nicht mehr leben!“. Früh erkannt, können Politik und Gesellschaft hier viel erreichen, u. a. mit Hilfsprogrammen und -angeboten. Aber auch gerade die Menschen, welche oft in direktem Kontakt mit Gefährdeten stehen, müssen in ihrer enorm wichtigen Rolle besser geschult und unterstützt werden. Die potenziellen Handlungsfelder von Pflegefachpersonen gilt es bei diesem Thema zu unterstreichen. Laut Suizidstatistik zeigt sich, dass 2022 73,4 % aller Suizide in Deutschland auf die Altersgruppe 50+ fallen und somit Suizid zunehmend ein Phänomen höheren Lebensalters wird. Neben Fällen in der akuten Klinikbehandlung besteht die Interaktion also nicht nur in Psychiatrie und Gerontopsychiatrie, sondern nicht selten auch in stationären Pflegeheimen. Aber auch die Pflege von Kindern und Jugendlichen kann enorm erkenntnisreiche Hinweise auf Suizidgedanken mit sich bringen, so dass die Aufmerksamkeit in diesem Pflegesetting keinesfalls zu kurz kommen darf. Schließlich besteht in der Altersgruppe von Kindern und Jugendlichen Suizid als zweithäufigste Todesursache (Quelle: Todesursachenstatistik nach Schelhase 2022 und Gesundheitsberichterstattung des Bundes 2023). Eine furchtbare Erkenntnis in Anbetracht dessen, dass so viele Suizide verhindert werden könnten.

Pflegefachpersonen als suizidpräventive Begleiter

Wenn Menschen in suizidalen Krisen begleitet werden und Beistand erhalten, ist das in der Regel kein leichtes Unterfangen. Es muss sichergestellt werden, dass Pflegende ihre Verantwortung zur Suizidprävention auch wahrnehmen können. Das bedeutet im Klartext, dass die Rolle von Pflegefachpersonen konsequent in die Maßnahmen zur Suizidprävention miteinbezogen werden muss. Ebenso gilt es zu bedenken, welch große Verantwortung hierbei, neben dem normalen Pflegealltag, noch auferlegt wird (Überforderung? Hilfsangebote für Pflegende? Schulungen? Regelmäßiger Austausch?). Ein wichtiger Punkt spielt auch die pflegeberufliche Aus- und Weiterbildung. Hier müssen entsprechende Kompetenzen ausgiebig geschult werden. Themen wie Wünsche nach Suizidassistenz, Umgang mit Todeswünschen und eben die Prävention müssen einen festen Platz finden. Und wie bei jedem berufspolitischen Thema, sind auch hier Pflegefachpersonen aufgefordert gemeinsam eine starke Profession zu repräsentieren und ihre Stimme zu ergreifen! Pflegende sollen sich klar positionieren und Teil haben an aktuellen Diskursen. Auf der Pflege liegt, was Suizide angeht, eine hohe Verantwortlichkeit. Diese gilt es laut und deutlich aufzuzeigen, um einerseits gestärkt und mit Rückenwind von Politik und Gesellschaft einen wichtigen Part der Suizidprävention srepräsentieren zu können, und andererseits auch das gesellschaftliche Ansehen und die Entwicklung dieser wichtigen Profession zu stärken.

Mit Hoffnung auf die Zukunft

Leider lässt sich in der aktuellen Diskussion um die Nationale Suizidpräventionsstrategie und den angekündigten Gesetzesentwurf zur Stärkung der Suizidprävention kaum die Perspektive von Pflegefachpersonen finden. Dabei besteht in allen Settings der Pflege oft wiederkehrender Kontakt zu suizidgefährdeten zu pflegenden Menschen. Aufgaben und Verantwortungsbereiche sollten hier viel transparenter gestaltet und die Kompetenzen viel intensiver geschult werden. Pflegefachpersonen müssen ihre beruflichen Fähigkeiten dahingehend stärken in kritischen Situationen fachlich kompetent, ethisch reflektierend empathisch zugewandt handeln zu können.

Quellen:

https://www.bundesgesundheitsministerium.de/fileadmin/Dateien/5_Publikationen/Praevention/abschlussbericht/240430_Nationale_Suizidpraeventionsstrategie.pdf Wird in neuem Tab/Fenster geöffnet

https://www.springerpflege.de/pflegezeitschrift-9-2024/27472016 Wird in neuem Tab/Fenster geöffnet

Mitwirkende*r

SM

Sarah Micucci

Gesundheits- und Krankenpflegerin Pflegepädagogin (B.A.) Autorin / Redakteurin für Pflegefachliteratur