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Prüfungsangst im Medizinstudium – so gehst du damit um!

9. März 2021

„Prüfungsangst“ ist das falsche Wort. Bei mir spreche ich von „Prüfungspanik“. Ich differenziere dies inzwischen. Angst vor einer Prüfung zu haben, ist okay. Sie treibt dich an, fordert von dir Höchstleistung und legt sich meist in den ersten Minuten einer Prüfung. Anders ist es bei Panik. Wenn du gelernt hast und trotzdem keine Frage beantworten kann, weil du das Gefühl hast, dein Gehirn hat, wie ein Computer, einen Absturz und fährt das System erst einmal komplett herunter! Das Einzige, was du noch weißt: Ich habe doch alles gelernt. Von Maike Müller

Medizinstudentin-Pruefungsangst

Medizinstudentin-Pruefungsangst

Enttäuschung über sich selbst

Noch schlimmer ist es, wenn du daraufhin an dir selbst (ver-)zweifelst und dir dabei vor Wut und Enttäuschung sogar die Tränen über das Gesicht laufen. Egal, wie sehr du es versuchst und es willst, die Konzentration ist weg und kommt nicht wieder. Du kannst nicht klar denken. Bei mir war es sogar so, dass ich nach so einem Vorfall bis zu zwei Tage brauchte, um halbwegs wieder normal denken können und zu funktionieren.

Suche nach dem Auslöser der Prüfungspanik

Diese Prüfungspanik, vor allem in den mündlichen Prüfungen, war mir zuvor aus meiner Schulzeit nicht bekannt. Ich suchte sehr lange nach einer Erklärung dafür. Woher rührte sie? Was war die Ursache, der Auslöser? Ich nahm jeden Tipp dankbar an, aber was anderen half, half mir nicht.

Schließlich suchte ich mir Hilfe bei unserem Professor der Psychologie. Er empfahl mir eine Kollegin. In einer Therapie wollte ich herausfinden, was die Ursache für meine Prüfungspanik bzw. den entsprechenden „Systemabsturz“ ist und wie ich es verhindern kann.

Diagnose: adultes ADH-Syndrom

Kurzum, die Therapiesitzungen, in denen man u.a. auch Entspannungs-und Konzentrationstechniken erlernt, brachten eine Vermutung zu Tage und ich wurde zu einem mehrstündigen Test geschickt. Die Diagnose lautete: Adultes ADH-Syndrom!

Und plötzlich erklärten sich nachträglich damit auch meine anderen Schwierigkeiten im Kindes- und Jungendalter.

Seit der Diagnose, der Auseinandersetzung mit dieser und einer entsprechend angepassten Therapie ging es in meinem Studium aufwärts oder besser gesagt vorwärts. Heute bin ich im PJ und stehe damit kurz vor meiner Approbation.

"Nur noch" Prüfungsangst

Die Prüfungspanik hat sich inzwischen zu einer Prüfungsangst gewandelt und ist nun mit viel Fleiß und Durchhaltevermögen beherrschbar. ADHS heißt nämlich nicht, dass man dümmer ist, als andere. Der IQ wurde mitgetestet. ADHS heißt lediglich, dass das Gehirn etwas anders funktioniert. Was für andere gilt, trifft auf mich meist tatsächlich nicht zu.

So muss ich meine eigenen Lerntaktiken und -wege finden. Deshalb fange ich bereits zu Semesterbeginn mit dem Lernen an, gehe zu Vorlesungen, schreibe mir, lese nach und versuche am Ball zu bleiben. Für den Zeitraum kurz vor der Prüfung hab ich eine Lernpartnerin. Das ist im Medizinstudium auch immer noch der beste Weg, sich effektiv auf eine mündliche Prüfung vorzubereiten. Meist spazieren wir durch den Park, erzählen uns das zuvor Gelesene, befragen einander und machen Witze zu den Fakten, die schwer merkbar sind. Einmal herzhaft darüber gelacht und sie haben sich eingeprägt.

Eigenen Lernweg finden

Ich kann nur jedem raten, findet euren eigenen Lernweg, eure eigene Motivation, aber haltet durch! Nehmt Tiefpunkte mit, lernt daraus und nehmt neu Anlauf. Nur nicht aufgeben! Steckt die Ziele kleiner, wenn eine Hürde zu groß scheint. Auch ich bin manche Prüfung wegen zu großer Angst nicht angetreten und habe damit einen Versuch verschossen. Aber wenn die Angst zu groß war, wusste ich, ich war noch nicht bereit, fühlte mich nicht ausreichend vorbereitet. Ein andermal bin ich zwar zur Prüfung gegangen, obwohl ich wusste, die Chance zu bestehen, ist zu gering, aber damit sah ich schon mal, wie es in der Prüfung abläuft. Das nahm mir für das den nächsten Versuch schon mal die Angst vor dem Unbekannten.

Fazit

Wenn ihr also auch entsprechende Entscheidungen trefft, dann steht dazu. Es ist keine Schande, zu straucheln. Nur Aufgeben ist keine Option! Viel Erfolg! Mit dem richtigen Willen ist alles schaffbar!

Eure Maike