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Soziale Isolation als Sterblichkeitsrisiko – Wenn Schutz zur tödlichen Falle wird

14. Januar 2021

Wenn es darum geht die Corona-Pandemie einzudämmen, stehen soziale Einschränkungen mit an oberster Stelle. Viele Bürger*innen leiden unter diesen Maßnahmen. Sie vermissen ein geselliges Beisammensein, den Austausch mit Freunden oder haben zum ersten Mal in ihrem Leben festgestellt, was es bedeutet auf selbstverständliche Rituale, wie das gemütliche Glühweintrinken auf dem jährlichen Weihnachtsmarkt, zu verzichten. Während ein solcher Verzicht den einen mehr, den anderen weniger mitnimmt, gibt es doch eine Zielgruppe, für welche die soziale Isolation ernsthafte Folgen mit sich bringt: Die Rede ist von pflegebedürftigen Menschen. Von Sarah Micucci

Photo courtesy of Elsevier / Colourbox

Insbesondere Bewohner*innen von Pflegeheimen gehören zu den vulnerablen Gruppen, welche bei einer Infektion mit COVID-19 schnell schwersten, mitunter tödlichen Krankheitsverläufen unterliegen. Jedoch zeigen diverse Erhebungen, dass gerade die Isolation älterer Menschen, und somit präventive Maßnahmen zum Schutz der Pflegebedürftigen vor einer Infektion mit dem Virus, ein gefährliches Risiko bergen.

Einsamkeit – schon vor Corona ein Problem

Der Verlust von sozialen Bindungen zu anderen Menschen oder Organisationen ist für viele ältere, oft auch pflegebedürftige Menschen nicht erst seit Corona ein Problem. Der Kontakt zu anderen Menschen sowie gute Beziehungen zu pflegen gehört zu den menschlichen Grundbedürfnissen. Fallen diese weg, so bedeutet dies oft eine sehr stressvolle Erfahrung, verbunden mit schweren Folgen und Gesundheitsrisiken wie Depressionen, Schlafstörungen oder auch kardiovaskuläre Erkrankungen. Letztlich können diese Folgen mit einem erhöhten Mortalitätsrisiko einhergehen [1 Wird in neuem Tab/Fenster geöffnet]. Studien ergaben schon 2015 eine Erhöhung des Mortalitätsrisikos durch soziale Isolation um 29 % [2 Wird in neuem Tab/Fenster geöffnet].

Wenn also eine Isolation unter „normalen Alltagsbedingungen“ nachweislich zu schweren Erkrankungen und sogar tödlichen Verläufen führt, welche Folgen werden dann erst infolge von extremen Maßnahmen wie zu aktuellen Zeiten von COVID-19 auftreten?

Risiken von Kontaktsperren

Nicht ohne Grund beinhaltet eine gute Pflege den Menschen in seiner Gesamtheit zu sehen und nicht alleine auf die vordergründigen Symptome zu reduzieren. Pflegen beinhaltet Körperkontakt. Dabei kann eine Wundversorgung genauso wichtig sein, wie ein Händedruck oder eine tröstende Zuwendung bei Schmerz und Kummer. Um nun „Ketten-Infektionen“ bei einer der gefährdetsten Gruppen zu umgehen, wird argumentiert, dass gerade hier eine drastische Reduzierung sozialer Kontakte unumgänglich ist.

Um einen direkten Bezug zwischen einer erhöhten Mortalitätsrate und den Corona-bezogenen Maßnahmen zu ziehen, bestehen besagte Isolationsmaßnahmen noch nicht lange genug. Tatsache ist aber, dass insgesamt die wissenschaftliche Erkenntnislage eine klare Verbindung zwischen Isolation und Sterblichkeit sieht. Und auch, wenn hier der Forschungsbedarf in Verbindung mit der Pandemie noch sehr hoch ist, sind sich die Experten einig, dass zur Minderung eines erhöhten Sterblichkeitsrisikos nicht etwa die Kontaktsperren verschärft werden sollten. Im Gegenteil: Schutz – ja! Doch Maßnahmen, welche zur Minderung einer Isolation älterer und pflegebedürftiger Menschen beitragen, erscheinen immer sinnvoller, wenn es darum geht das Sterblichkeitsrisiko dieser vulnerablen Gruppe zu senken [3 Wird in neuem Tab/Fenster geöffnet].

Vorschläge zur Reduktion von Kontaktbeschränkungen

Aus qualitativen Untersuchungen bei der Befragung von Führungskräften in Pflegeheimen, sind diverse Ansätze hervorgegangen, wie man diese höchst problematische Situation entschärfen könnte: Um den Folgen der Kontaktbeschränkungen entgegenzuwirken äußerten Pflegefachpersonen unter anderem, dass eine vermehrte psychosoziale Betreuung durch Pflege- und Betreuungskräfte von hohem Wert wäre. Hierbei werden beispielsweise vermehrte Kleingruppenangebote, sowie Erzählnachmittage, etc. in den Heimen vorgeschlagen. Ebenso wird auf eine erhöhte Hilfestellung für die Bewohner*innen aufmerksam gemacht, wenn es darum geht eine kontaktlose Kommunikation zu An- und Zugehörigen zu fördern.

Es hilft also wenig die Pflegebedürftigen vor vollendete Tatsachen zu stellen, ohne Aussicht auf Besserung. Denn während sich der/die gesunde, jüngere Bürger*in auf Hoffnungsschimmer wie Skype, Whatsapp, E-Mails oder auch nur den kurzen Einkauf im Supermarkt stützen kann, sind dies für viele Bewohner bereits unerreichbare Welten. Eine Unterstützung und die Möglichkeit zur regelmäßigen Kommunikation per Telefon, E-Mail, etc. kann hier eine essentielle Möglichkeit zur Verbesserung des gesundheitlichen Zustandes darstellen.

Ebenso wird auf fest vereinbarte Sprechstunden unter den jeweiligen Schutzbedingungen hingewiesen. Denn nicht nur Pflegebedürftige leiden unter der Situation. Für viele Angehörige bedeutet die Abgrenzung zu Vater, Mutter oder anderen Bezugspersonen, welche in Pflegeheimen untergebracht sind, eine ebenso große emotionale Herausforderung. Durch die Bereitstellung der erforderlichen Schutzausrüstung sowie eine ausführliche Unterweisung in Bezug auf die Vermeidung von Körperkontakt, sollten strikte Isolationsmaßnahmen gelockert werden können. Auch die zeitliche Limitierung der Anwesenheit von Kontaktpersonen würde laut der Führungskräfte zu verbesserten Optionen führen [4 Wird in neuem Tab/Fenster geöffnet].

Autorin

Sarah Micucci

Sie ist ausgebildete Gesundheits- und Krankenpflegerin, sowie Pflegepädagogin (B.A.). Zusätzlich arbeitet sie als Autorin und Textredakteurin für Pflegefachliteratur.

Sara Micucci

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