Wissenschaft in der Pflegepraxis (WiPP)
Germany | 9. April 2024
Wissenschaft in der Pflegepraxis, kurz WiPP, heißt das Projekt, zu dem sich sechs Bachelorstudiengänge für Pflege aus dem deutschsprachigen Bereich und der Elsevier-Verlag zusammengeschlossen haben, um pflegewissenschaftliche Erkenntnisse in der Praxis zu verbreiten. Hierzu wurde bei plus im Web eine Datenbank eingerichtet, in der Bachelorarbeiten und deren Zusammenfassung zu Fragen aus der Pflegepraxis veröffentlicht werden. Die Themen der Arbeiten beziehen sich sowohl auf die Grundpflege als auch auf die spezielle Pflege und sind nach den Kapiteln des Lehrbuchs „Pflege heute“ geordnet.
Warum WiPP?
Pflegerische Praxis sollte auf wissenschaftlichen Erkenntnissen beruhen. Das Finden von Forschungsergebnissen ist jedoch nicht unproblematisch. Es setzt einen Zugang zu wissenschaftlichen Datenbanken sowie Zeit und Erfahrung voraus. Studien müssen zudem kritisch betrachtet werden. Nicht jedes Forschungsergebnis ist unbesehen vertrauenswürdig. In der Praxis fehlen vielerorts noch die personellen Ressourcen, um die Qualität von Studien einzuschätzen. Ein Weg zur wissenschaftlichen Fundierung der pflegerischen Praxis bestand daher bislang in der Gründung von Expertenkomitees, die nationale Standards oder internationale Leitlinien erarbeiteten. Deren aufwendige Entwicklung machte eine Begrenzung auf praktische Problemstellungen notwendig, die sich in erster Linie nach der Häufigkeit ihres Vorkommens in der Pflegepraxis richtete.
In der Praxis sind Pflegende jedoch mit einer Vielzahl von Problemen konfrontiert, zu deren Lösung stets mehrere pflegerische Maßnahmen zur Verfügung stehen. Daraus ergibt sich das Problem, für welche Maßnahme sie sich entschieden sollen. Die zentrale Frage lautet: Was ist wirklich effektiv? Hilft zum Beispiel die Lippenbremse bei PatientInnen mit COPD gegen Atemnot? Oder fördert medizinischer Honig die Heilung chronischer Wunden? Oder reduziert Snoezelen die Agitation bei Demenz? Die Liste der Fragen ließe sich beliebig lang fortsetzen. Ihre Auswahl verdeutlicht vor allem eins: Expertenstandards und Leitlinien – so nützlich sie auch sind – können angesichts der Vielzahl der Fragen keine erschöpfende Antwort bieten.
Eine für die Praxis ebenso wichtige Frage besteht zudem darin, wie PatientInnen eine Erkrankung bzw. eine Behandlungs- oder Betreuungssituation erleben, und welche Konsequenzen sich daraus für den Umgang mit ihnen ergeben. Schließlich kann Pflege nicht einseitig die Effektivität von Maßnahmen betrachten, ohne zu fragen, wie es den Betroffenen ergeht, die mit diesen behandelt werden. Pflege ist stets ein Dialog- und Verständigungsprozess. Woran also kann sich das Pflegepersonal orientieren, um ein Verständnis für Kranke und Pflegebedürftige zu gewinnen, deren Situation es nicht aus eigener Erfahrung kennt?
Pflegewissenschaftliche Forschung hat Antworten auf diese Fragen zu bieten - wenn ihre Ergebnisse an die Praxis vermittelt werden. AbsolventInnen der Bachelorstudiengänge für Pflege können hierzu einen Beitrag leisten. Ziel einer akademischen Ausbildung ist es schließlich, nicht allein vorhandene Maßnahmen für die Praxis an die Lernenden zu vermitteln, sondern diese dazu zu befähigen, die Nützlichkeit solcher Maßnahmen zu beurteilen. Im Rahmen eines Studiums werden somit auch die Fähigkeit zur Literaturrecherche und Studienbewertung erworben. Im Rahmen von Bachelorarbeiten sind die Studierenden aufgefordert, diese Fähigkeit unter Beweis zu stellen und eine für die Praxis relevante Frage auf der Grundlage pflegewissenschaftlicher Forschung zu beantworten. Das Resultat ist gewissermaßen ihr „Gesellenstück“. Warum also nicht diese Ressource für eine Verbreitung von forschungsbasierter Pflegepraxis nutzen? Im Rahmen des WiPP-Projekts werden daher Pflegenden und Auszubildenden gelungene Bachelorarbeiten zugänglich gemacht – einerseits in einer auch dem wissenschaftlichen Laien verständlichen Zusammenfassung, andererseits in vollständiger Fassung, um wissenschaftlich interessierten LeserInnen das methodische Vorgehen und die Hintergründe zu verdeutlichen, die zu einem bestimmten Ergebnis führten. Die thematischen Schwerpunkte der WiPP-Datenbank bestehen dabei einerseits in der Untersuchung der Wirksamkeit pflegerischer Maßnahmen, anderseits im Verstehen des Erlebens von Krankheiten bzw. Behandlungs- und Betreuungssituationen.
Die in der Datenbank versammelten Arbeiten werden allerdings die für die Praxis relevanten Fragen nicht erschöpfend beantworten können. Durch die Kooperation von fünf Hochschulen aus dem deutschsprachigen Raum lässt sich zwar im Laufe der Zeit ein breites Spektrum möglicher Fragen abdecken. Es gibt jedoch Fragen, zu deren Beantwortung (noch) keine pflegewissenschaftlichen Studien vorhanden sind. Immer wieder sind auch Studien, die zur Beantwortung einer Frage zur Verfügung stehen, von nur geringer Qualität, so dass die entsprechende Frage (vorerst) unbeantwortet bleiben muss. Die WiPP-Datenbank wird so auch auf die Lücken im gegenwärtigen Wissensstand verweisen. Aber auch dann, wenn es Belege für die Wirksamkeit einer Maßnahme gibt und die Arbeiten eine Empfehlung für die Praxis aussprechen können, gilt: Die Resultate sind immer nur gültig auf Widerruf – solange, bis neuere und bessere Erkenntnisse zu der gleichen Frage zur Verfügung stehen. Die WiPP-Datenbank verfolgt somit nicht das Ziel, endgültig gesichertes Wissen über die Gesamtheit der pflegerischen Maßnahmen zusammenzutragen. Vielmehr geht es ihr um einen aufgeklärten Diskurs, der es wagt, nach den Gründen für eine Maßnahme zu fragen und sich dabei als ein fortlaufender Prozess des Erkenntnisgewinns begreift. In diesem Sinne hoffen wir, dass die Nutzer der WiPP-Datenbank sowohl nützliches Wissen für ihre pflegerische Praxis finden als auch dazu angeregt werden, etablierte Praktiken zu hinterfragen und nach neuen Lösungen zu suchen – auch wenn die gewünschten Antworten nicht sofort erhältlich sind sondern einer längeren Suche bedürfen.
Die Arbeitsgruppe WiPP
Folgende Hochschulen arbeiten an diesem Projekt mit:
Download Bachelorarbeiten
2024 | Titel | Download |
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01.05.2024 | Einsatz von Virtual Reality während einer Venenpunktion bei Kindern bis zu zwölf Jahren |
2023 | Titel | Download |
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01.06.2023 | Der Weg zurück ins Leben…. Intensivtagebücher als präventive Maßnahme zur Verhinderung von posttraumatischen Belastungsstörungen bei Überlebenden der Intensivstation |
2022 | Titel | Download |
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09.12.2022 | Mindfulness-Based Stress Reduction für Pflegekräfte | |
23.05.2022 | Freiheitsentziehende Maßnahmen im Akutkrankenhaus –Pflegerische Strategien zur Vermeidung von Fixierungen - Eine systematische Literaturarbeit und Standardanalyse |
2021 | Titel | Download |
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05.07.2021 | Postoperative Nausea und Emesis bei Kindern Einsatz von nicht-medikamentösen Massnahmen – eine Literaturarbeit | |
14.07.2021 | Auswirkungen und Folgen kritischer Akutsituationen: Welchen Nutzen haben Intensivtagebücher für Patient*innen und Angehörige auf Intensivstationen? | |
22.02.2021 | Auswirkungen der kardialen Rehabilitation auf die Angst der Patientinnen und Patienten mit kardiovaskulären Erkrankungen |
2020 | Titel | Download |
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29.06.2020 | Sensorunterstützte Insulinpumpentherapie mit einem integrierten Algorithmus bei Erwachsenen Personen mit Diabetes mellitus Typ 1 - Einfluss auf das Auftreten von Hypoglykämien | |
26.06.2020 | Patienten- und Angehörigenedukation bei Kindern mit Neurodermitis - Eine Systematische Literaturarbeit |
Archiv
01.07.2019 | Schmerzreduktion durch körperliches Training bei onkologischen Patientinnen und Patienten Bachelorarbeit Wird in neuem Tab/Fenster geöffnet Zusammenfassung Wird in neuem Tab/Fenster geöffnet Ein Poster finden Sie auf der Webseite der Berner Fachhochschule Wird in neuem Tab/Fenster geöffnet |
01.07.2019 | Prävention und Therapie von Windeldermatitis bei Neugeborenen, Säuglingen und Kleinkindern |
29.07.2019 | Schlaf und Delir bei Patienten und Patientinnen auf der Intensivstation |
29.07.2019 | Screeninginstrumente zur Einschätzung des Dysphagierisikos durch Pflegende bei Patient*innen mit akutem Schlaganfall |
01.07.2019 | Exulzerierende Tumorwunden. Das Erleben der Betroffenen Bachelorarbeit Wird in neuem Tab/Fenster geöffnet Zusammenfassung Wird in neuem Tab/Fenster geöffnet Ein Poster zum finden Sie auf der Webseite der Berner Fachhochschule Wird in neuem Tab/Fenster geöffnet |
01.07.2019 | Verabreichung von Muttermilch vor oder während schmerzhaften Interventionen bei Früh- und Termingeborenen Bachelorarbei Wird in neuem Tab/Fenster geöffnet Zusammenfassung Wird in neuem Tab/Fenster geöffnet Ein Poster zum Thema finden Sie auf der Webseite der Berner Fachhochschule Wird in neuem Tab/Fenster geöffnet |
27.07.2018 | Die Prävention der tumortherapieinduzierten oralen Mukositis Bachelor-Thesis: Die Prävention der tumortherapieinduzierten oralen Mukositis Wird in neuem Tab/Fenster geöffnet Zusammenfassung: Die Prävention der tumortherapieinduzierten oralen Mukositis Wird in neuem Tab/Fenster geöffnet |
23.07.2018 | Telefonische Nachsorge bei Patienten mit onkologischen Erkrankungen Bachelorarbeit Wird in neuem Tab/Fenster geöffnet Zusammenfassung Wird in neuem Tab/Fenster geöffnet Ein Poster zum Thema finden Sie auf der Webseite der Berner Fachhochschule Wird in neuem Tab/Fenster geöffnet |
23.07.2018 | Selbstmanagementförderung bei Personen mit chronischer Niereninsuffizienz vor der Dialysepflicht Bachelorarbeit Wird in neuem Tab/Fenster geöffnet Zusammenfassung Wird in neuem Tab/Fenster geöffnet Ein Poster zum Thema finden Sie auf der Webseite der Berner Fachhochschule Wird in neuem Tab/Fenster geöffnet |
12.01.2018 | Die Wirksamkeit pflegerischer Interventionen bei Patienten mit chronischen Rückenschmerzen mit dem Fokus der Förderung des Selbstmanagements |
16.08.2017 | Leben mit einem Blasenverweilkatheter - Wie erleben Erwachsene das Tragen eines suprapubischen oder transurethralen Blasenverweilkatheters? |
31.05.2017 | Das Erleben von amytropher Lateralsklerose durch Angehörige |
09.01.2017 | Die Bauchlagerung bei ARDS: Eine systematische Literaturrecherche |
10.06.2017 | Bobath nach Apoplex |
22.08.2016 | Förderung der Selbstwirksamkeit bei Querschnittslähmung Bachelorarbeit Wird in neuem Tab/Fenster geöffnet Zusammenfassung Wird in neuem Tab/Fenster geöffnet Ein Poster zum Thema finden Sie auf der Webseite der Berner Fachhochschule Wird in neuem Tab/Fenster geöffnet |
22.08.2016 | Verloren im System - Das Erleben des Spitalaufenthaltes bei Menschen mit Demenz und deren Angehörigen Bachelorarbeit Wird in neuem Tab/Fenster geöffnet Zusammenfassung Wird in neuem Tab/Fenster geöffnet Ein Poster zum Thema finden Sie auf der Webseite der Berner Fachhochschule Wird in neuem Tab/Fenster geöffnet |
08.01.2016 | Welchen spezifischen Beitrag kann die Pflege zur Selbstmanagementförderung bei Menschen mit peripherer arterieller Verschlusskrankheit im Stadium II nach Fontaine bezüglich der Mobilisation leisten? |
08.01.2016 | Selbstmanagementförderung bei Menschen mit pAVK |
22.08.2016 | Buzzy®- mit Vibration und Kälte den Punktionsschmerz lindern Bachelorarbeit Wird in neuem Tab/Fenster geöffnet Zusammenfassung Wird in neuem Tab/Fenster geöffnet Ein Poster finden Sie auf der Webseite der Berner Fachhochschule Wird in neuem Tab/Fenster geöffnet |
10.08.2015 | Nicht-medikamentöse Interventionen zur Prävention von postoperative nausea & vomiting bei Erwachsenen im Akutspital |
10.08.2015 | Nichtmedikamentöse Pflegemassnahmen bei alkoholbedingen Entzugserscheinungen im akutsomatischen Bereich. |
14.08.2015 | Förderung der Adherence in Bezug auf die Durchführung nicht-invasiver CPAP-Beatmungstherapie bei erwachsenen Patientinnen und Patienten mit obstruktiven Schlafapnoe-Syndrom |
14.08.2015 | Wirksame pflegerische Interventionen zur Schmerzreduktion bei Früh- und Neugeboren mit prozeduralen Schmerzen |
07.01.2015 | Die analgetische Wirkung der Känguru-Methode bei Frühgeborenen: Ein Systematic Review |
31.05.2015 | Musiktherapie in der Pflege von Menschen mit Demenz |
07.01.2015 | Kommunikationsstrategien im pflegerischen Umgang mit aphasischen Patienten |
15.01.2015 | Erleben von Parkinson aus der Perspektive pflegender Angehöriger |
16.07.2014 | Biografiearbeit als Intervention bei Menschen mit Demenz |
15.08.2014 | Vorgehensweisen zur Risikoeinschätzung von Dekubitus. Methoden im Vergleich - Eine systematische Literaturarbeit |
15.08.2014 | Frauen mit Myokardinfarkt - Pflegerische Interventionen zur emotionalen Bewältigung |
15.08.2014 | Perinataler Kindstod. Systematische Literaturarbeit zum Erleben der Eltern und zu ihren Bedürfnissen |
15.08.2014 | Medikamenten-Adherence nach Nierentransplantation. Eine systematische Literaturarbeit zu bedeutsamen Einflussfaktoren |
15.08.2014 | Gewalt an Demenzkranken durch pflegende Angehörige. Beeinflussende Faktoren und pflegerische Interventionsmöglichkeiten |
08.08.2014 | Das Erleben Angehöriger und Pfegender bei der Anwendung von freiheitsbeschränkenden Maßnahmen |
30.05.2014 | Fehlgeburt - Perspektive Betroffener |
16.08.2013 | Verbandswechsel Fixateur Externe - Infektionsreduzierende Interventionen bei Kindern und Jugendlichen |
16.08.2013 | Früherkennung einer Posttraumatischen Belastungsstörung im Akutspital |
16.08.2013 | Reduktion aggressiven Verhaltens bei Erwachsenen mit erworbener Hirnschädigung |
01.06.2013 | Die Perspektive von schwerkranken und sterbenden Menschen |
20.05.2013 | Perspektive von Menschen mit chronischer Erkrankung am Beispiel der Multiplen Sklerose |
01.06.2012 | Selbstmanagementförderung bei Menschen mit pAVK |
01.06.2012 | Die Perspektive von Frauen mit einem Mammakarzinom |
31.05.2012 | Obstipation bei älteren institutionalisierten Menschen |